Im Wahlpflichtfach Psychologie und Philosophie haben die Schülerinnen der 8. Klasse Shaima AHMED, Laura APPELS, Franziska BAUMGARTNER, Emily BÜRGER, Jessica HAUDUM und Anja REINTHALER  einen philosophischen Essay verfasst.

Ist Trauer bewältigbar?

Es ist etwas, das in uns allen ist. Oder sollte man sagen, in uns allen war? Die Trauer. Doch können wir über tiefen Schmerz hinweg kommen?

Vielleicht wäre es sinnvoll, an dieser Stelle den Begriff der Trauer zu erklären. Trauer ist ein seelisches Schmerzempfinden, ausgelöst durch eine bestimmte Situation im Leben. Synonyme zu dem Begriff sind unter anderem Elend, Jammer, Kummer, Leid und Schmerz. Schmerz – das ist unmittelbar damit verbunden. Doch lässt sich die Trauer wirklich mit einer Reihe von Worten definieren? Ist es nicht eher etwas, das man fühlt? Kann dieses Gefühl in einem einzigen Wort zusammengefasst werden? Und wird dieser Ausdruck dem überhaupt gerecht?

Wenn man einen katholischen Priester fragen würde, würde dieser auf die Frage nach dem Ursprung der Trauer sagen, dass dieser bei Adam und Eva liege. Der Moment, wo sie das Paradies verlassen mussten. Atheisten*innen würden sagen, es sind individuelle Ereignisse; ein Prozess. Doch irgendwann muss auch der Prozess beginnen. Also wo ist der Anfang? Wenn es einen Anfang gibt, muss es auch ein Ende geben. Also jetzt die Frage:  wo ist das Ende der Trauer? Woher wissen wir, ob das Ende schon war? Woher wissen wir vor allem, wann es kommt?

Geht man davon aus, dass das theologische Ende noch nicht war, stellt sich natürlich die Frage, wie die Trauer bewältigbar ist – ob sie überhaupt bewältigbar ist.

Zwei konträre Beispiele: Erstens: Ein Mann und eine Frau trennen sich nach 18 Jahren Beziehung.  Die Liebe ist nicht mehr da. Die Trauer ist bei beiden groß – wie soll es weitergehen? Wie kann es überhaupt weitergehen? Nach 3 Jahren beginnen beide eine neue Beziehung mit anderen Partner*innen – die Trauer ist überwunden.

Zweites Beispiel: Ein Mann verliert seine Schwester an Krebs. 50 Jahre später trauert er noch immer und fühlt den Schmerz. Scheinbar ist seine Trauer noch nicht vorüber. Aber warum fällt es ihm nach so vielen Jahren überhaupt noch so schwer, wenn dieses Ereignis doch schon längst vergangen ist? Warum wird der Tod gleich negativ gefasst, wenn es doch eigentlich nach dem Tod heißt, „Ruhe in Frieden“? Wird dann nicht alles besser?

Doch sind die Beispiele überhaupt vergleichbar?  Ist Trauer gleich Trauer? Oder gibt es Unterschiede?

Besonders Onlineforen sind überströmt von Ratgebern, wie man Trauer bewältigt. Ganz vorne im Rennen sind hinweise wie: „darüber reden“, „Ablenkung“, „Hilfe in Anspruch nehmen“, „positiv denken“ oder „Trauer zulassen“.

„Trauer zulassen“- ist dies nicht etwas kontrovers? Trauer entspricht ja dem Schmerz. Aber Trauer zulassen bedeutet, seine Gefühle zuzulassen. Bewältige ich tatsächlich Trauer, wenn ich meinen Schmerz an mich heranlasse? Bedrückt mich dies dann nicht noch mehr? Oder bildet sich ein paradoxes Gefühl von Glück – eben weil ich meine Gefühle zulasse?

Also ist Trauer schon bewältigbar? Ist sie vergänglich? Mit genügend Zeit und genügend Reden – laut Blogger*innen ist das die einfache Lösung. Aber was ist überhaupt genügend?

Im Sinne dessen ist Trauer wahrscheinlich schon bewältigbar. Es scheint ein individueller Prozess zu sein. Genügend Zeit und genügend Reden. Zeit ist vergänglich. Vielleich brauchen wir mehr Zeit, als wir überhaupt am Leben sind. Und dann ist sie wieder nicht bewältigbar.